©Andreas Prattes-Teuchmann
Anita Ammersfeld
Intendanz
HEIMAT, SWEET HEIMAT
von Charles Lewinsky
Saison 2005/2006
Kategorie:
Eigenproduktion Uraufführung Musikalisch
mit: Anita Ammersfeld, Helmut Wallner, Roman Grinberg und Benjamin Rufin
URAUFFÜHRUNG
Es erwartet Sie ein pointiertes und humorvolles Stück über Emigration und den Start in ein neues Leben, untermalt durch die Kompositionen namhafter österreichischer Exilkünstler. Entertainment mit Tiefgang! Der Rahmen: ein Wiener Café in New York im Jahr 1940, betrieben von Paula Schramek, Emigrantin aus Wien, deren begüterter Mann von den Nationalsozialisten umgebracht wurde, die sich aber selbst in die USA retten konnte. Nun muss sie sich ihr Leben selbst verdienen — und eröffnet ihr eigenes Lokal. Herr Johann, der Kellner, hat bereits Erfahrung in diesem Metier, verdiente er sich doch auch in der Heimat auf diese Weise sein Geld. Hinter dem Klavier: Sam, ein osteuropäischer Jude, der sich stolz auf seine neue Heimat Amerika zeigt. Und schließlich ist da noch Hagen Wuttke, ein junger Deutscher, dem Kommunismus zugetan und deshalb von den Nazis verfolgt.
Das Stück schwankt zwischen Wortwitz und Bitterkeit, zwischen Hoffnung, Selbstmitleid der Protagonisten, zwischen wehmütiger Rückschau und optimistischem Blick in die Zukunft. „Wir haben auch einmal gemeint, das gute alte Österreich ist für immer. Bis die Nazis einmarschiert sind“, lässt Lewinsky Herrn Johann sagen. Um ihn gleich darauf nachsetzen zu lassen: „Aber reden wir nicht von Politik. Das macht mich immer gleich melancholisch.“
Regie: Hanspeter Horner
Ausstattung: Sabina Pinsker
Regieassistenz: Sabine Pribil
Hospitanz: Julia Fleischmann
Technik: Stanislaw Kowalski, Philipp Bartsch
Premiere: 2. März 2006
Pressestimmen:
Der Schweizer Regisseur Hanspeter Horner verstand es, bitteren Humor und Anflüge von Sentimentalität im Gleichgewicht zu halten. Das Bühnenbild von Sabina Pinsker brachte die unterkühlte Atmosphäre des modernen New Yorker Cafés adäquat zum Ausdruck; der Wiener Kaffeehausbarock schwebte über allem wie ein ferner Traum. Auch eine rotweissrote Flagge an der Wand, die sich zu einem riesigen amerikanischen Sternenbanner entfaltete, fehlte nicht. (Neue Zürcher Zeitung, 27.3.2006)
Man hört Lieder, genießt jüdischen Witz. Sabina Pinsker hat den Raum gebaut, in dem sich die Tischchen rührend verloren ausnehmen. Ebenso verloren sind die Menschen auf dieser Insel der Unseligen. Anita Ammersfeld macht sich mit Charme über eine verhinderte Sängerin lustig, Helmut Wallner ist der Wiener Ober par excellence, Pianist Roman Grinberg ein tapferer Anpassungswilliger, Benjamin Rufin ein verzweifelter Neuankömmling. Regisseur Hanspeter Horner lässt erahnen, was es heißt, vertrieben zu sein, fremd in einer fremden Welt. (Wiener Zeitung, 4.3.2006)